Abschiede

(Beide:) Gestern waren unsere Herzen jung
Der Himmel stand weit offen
Gestern führten alle Wege weit
und wir gingen Seite an Seite.
Es ist niemandes Schuld, dass das Geschick Veränderungen unterliegt
und dass zwei Leben, die einst so eng verbunden waren, auseinandertreiben,
am Ende ist es doch nur einer von vielen Abschieden
die im Kielwasser eines jeden neuen Anfangs folgen.

(Sommer:) Sonnenflecken tanzen auf meinem Gesicht,
Tau hängt im Gras                                  (Herbst:) . . . einst war die Welt neu. . .
Jeder Atemzug ist voll Stärke und Freude
und einst hast auch Du sie gespürt.
Wenn Morgenwinde das Gesicht umstreichen
wartet unser Schiff am Ufer,     (Herbst:) . . . kleiner als zuvor. . .
während ich mein Bündel schultere erhasche ich Dein Lächeln
durch den Spalt der Türe.
Ich kann den Pfad, den Du gewählt hast, nicht teilen, Freund,
denn diese Zukunft wirkt so klein,
ich bin noch nicht bereit für Regeln und Zügel,
ich bin noch immer Sommer, Du bist Herbst.

(Beide:) Obgleich wir wussten, dass es nicht ewig währen konnte
hätten wir nie geglaubt, dass es auf diese Weise enden würde,
einst gab es Momente voller Bedeutung und Gefühl -
sie sind vergangen, während wir Tag für Tag zurückblieben.
Die Tränen, die wir noch haben, sind weder leidenschaftlich noch bitter,
sie sind mild und scheu und liegen nahe am Lächeln,
wir haben Glück genug gesehen für ein ganzes Leben,
und Kummer genug für eine kleine Weile.

(Herbst:) Ich werde heute Nacht auf dem Dach schlafen,
damit sich der Himmel nicht so fern anfühlt,     (Sommer:) Siehst Du unsern Stern?
und eingehüllt in die Gerüche und Geräusche der Heimat
werde ich mich fragen, wo Du bist.
Es ist Zeit für die Ernte, Zeit zum Ausruhen,
meine Wanderjahre sind vorüber,                     (Sommer:) Zu schnell verflossen. . .
mögest Du finden, was wir dort draußen gesucht haben,
aber ich bin endlich angekommen.
Solltest Du die Freunde treffen, die wir dort draußen fanden,
grüße sie alle von mir,
und sage ihnen, dass ich sie hier erwarten werde
wenn der Sommer zum Herbst wird.

(Beide:) Nun, da wir Lebewohl sagen, wissen wir, dass es auf immer ist,
auch wenn sich unsere Pfade eines Tages wieder kreuzen mögen;
dann werden wir jenen Tagen voll Abenteuer, Leben und Lachen nachhängen
während tiefer im Innern unsere Gefühle allmählich verblassen.
Lass uns die Vergangenheit nicht beschmutzen, indem wir uns an Vorwände klammern -
unsere tiefe, wundersame Vertrautheit ist vergangen,
lass uns trennen ehe die Zeit Liebende in Fremde verwandelt
und lass wenigstens die Erinnerung weiterleben.

Wenn einst die Tage kühl und trübe werden
lass uns still daran erinnern
dass wir auf dieser sonnenbeschienenen Straße gereist sind
von Sommer bis Herbst.


Eva, 26. Mai 2005 (Text)
Für Crystal
(Musik: Crystal & Eva)